Wo gehse, Kulturhauptstadt?

Wo gehse, Kulturhauptstadt?

folkwang

Das Ende des Kulturhauptstadtjahres hinterlässt viele offene Fragen darüber, was 2010 kulturell in der Metropolregion Ruhr erreicht werden konnte und vor allem danach, wie es jetzt weitergeht. Erörtert werden solche Fragen zum Beispiel in Podiumsdiskussionen. Wie etwa neulich im Hirschlandsaal des Museums Folkwang. Von Sarah Meyer-Dietrich.


„Wo gehse?“
„Im Kino.“
„Wat siehste?“
„Quo Vadis.“
„Wat heißt dat?“
„Wo gehse.“

So in etwa dürfte noch bis vor gar nicht so langer Zeit die klischeehafte Vorstellung eines Gespräches über Kultur im Ruhrgebiet ausgesehen haben. Vermutlich hat spätestens das Kulturhauptstadtjahr mit solchen Klischees aufgeräumt. Und auch nach dem Jahr 2010 wird fleißig weiter debattiert. Über Kultur und Kulturförderung, Strukturwandel und Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet. Und vor allem über die große Frage: „Wo gehse, Kulturhauptstadt?“

Erörtert werden solche Fragen mitnichten in Form von 2-Wort-Sätzen, sondern – zum Beispiel – in Podiumsdiskussionen. Wie etwa neulich im Hirschlandsaal des Museums Folkwang. Da trafen sich Prof. Dr. Oliver Scheytt (Geschäftsführer RUHR.2010 GmbH), Dr. Hartwig Fischer (Direktor Museum Folkwang), Jutta Stolle (Group Director Corporate Communications Franz Haniel & Cie. GmbH) und Dr. Stephan Muschick (Geschäftsführer RWE Stiftung und Vorsitzender des Arbeitskreises Kultursponsoring im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft), um die folgende Frage zu erörtern: „Die Metropole RUHR nach dem Kulturhauptstadtjahr – wie geht’s weiter mit der Förderung?“

Wer die Live-Podiumsdikussion verpasst hat, bekommt im März die Möglichkeit, sie im WDR3-Radio als Aufzeichnung mitzuverfolgen. So viel soll aber schon jetzt verraten werden: Moderator Dr. Michael Köhler vom WDR3 stellte die Fragen zwar mitunter in bissigem Tonfall und in den Antworten wurden wichtige Aspekte der Kulturförderung in der Region betont. Dennoch brachte die Diskussion dabei nur wenig ans Licht, was nicht schon bekannt gewesen wäre.

Einig waren sich die Diskussionspartner, dass private Förderung wichtig ist. Dass es aber ohne die öffentliche Hand auch nicht geht. Dass die unternehmerische Verantwortung mit einschließt, dass das kulturelle Leben in der Region gefördert wird. Aber dass diese Verantwortung die öffentliche Förderung weder ersetzen muss noch darf. Sätze wie „Wirtschaft braucht Kultur“, „Kultur braucht Wirtschaft“ fielen da, die zwar wahr sind, aber in keiner Weise neu.

Einig war man sich auch, dass kleine Institutionen es schwerer haben gefördert zu werden als die großen Leuchtturmprojekte, dass aber beide förderungswürdig sind. Hier brachte Herr Scheytt einen interessanten Impuls in die Diskussion, indem er anmerkte, dass gerade für kleinere Institutionen Vernetzung untereinander wichtig sei, um zum Beispiel Sponsoren erfolgreich anzusprechen. Eine Erkenntnis, die laut Scheytt aus dem Kulturhauptstadtjahr gezogen werden könne. Und zu der mehr Fragen und Antworten alles andere als uninteressant gewesen wären.

Stattdessen rutschte die Diskussion schnell wieder in Beteuerungen ab, dass Partnerschaftlichkeit und Zusammensitzen und Aneinemstrangziehen von Kultur und Wirtschaft unabdingbar seien für die Förderung der Kulturmetropole Ruhr.
Herr Fischer hat aus der Kulturhauptstadt gelernt, dass man als Kulturinstitution auch auf verschiedene Zielgruppen konkret eingehen muss. Wenn es zu dieser Erkenntnis schon ein Jahr Kulturhauptstadt brauchte, ist es dennoch erfreulich, dass am Ende doch noch durchgesickert ist, dass mit Kultur nicht nur die avantgardistische Bildungselite erreicht werden sollte (und kann).

Es bleiben viele Fragen offen. Fragen dazu, wie hoch die Gefahr ist, dass die private Förderung nach dem Kulturhauptstadtjahr rapide sinken wird zum Beispiel, Fragen dazu, was nun zu tun ist, um eine Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadtaktivitäten zu gewährleisten.

Grund genug, an dieser Stelle in Kürze eine Interviewreihe zum Thema zu eröffnen, in der offen gebliebene Fragen beantwortet oder diskutiert werden sollen.

Die Aufzeichnung der Podiumsdiskussion wird am 13. März 2011 um 19.05 Uhr im WDR 3 gesendet.

 

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