What do we want with our space?

v.l.n.r. der Alumnus Andreas Distel, der Künstler Martin Thaulow, die Alumni Charlotte Rauth, der Kurator Konstantin Adamopoulos an der Copenhagen Business School zum Thema „Curating the Business School“
Von Charlotte Rauth, Bronnbacher Alumna
Diese Frage wird während der Mini Konferenz “Curating Business Schools” am 1. und 2. April an der CBS in Kopenhagen in den Raum geworfen und bezieht sich auf den pädagogischen Ansatz der Zeppelin Universität, welche Kunst bereits als integrativen Bestandteil in universitären Strukturen einsetzt. Gleichzeitig wird überlegt, ob diese Frage nicht auf jede Universität, ja auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet werden kann? Wie möchten wir unseren Raum gestalten?
Selbstreflexion, Eigenverantwortung und Innovation sind Stichwörter, die bei der Beantwortung der Frage helfen können. Denn es sind genau jene Stichwörter, die uns Menschen zukünftig von Robotern, Computern und diversen technologischen Geräten unterscheiden und wettbewerbsfähig machen werden. Nichtsdestotrotz scheint es, als es sähe es mit eben diesen Punkten nicht so rosig aus. Insbesondere im akademischen Umfeld werden „hard facts“ gelehrt, Fächer zunehmend verschult, und Zeit für individuelle Interessen im Rahmen des Lehrplans gekürzt. Das Resultat: Scheinbar mehr Wissen in kürzerer Zeit. Doch ist es nicht eben diese Form der Lehre, die uns homogenisiert? „Homogeneity is the default“, meint auch der Museumsdirektor und Kurator Lars Nittve, ein Teilnehmer des Symposiums über Art Entrepreneurship, das wir im Rahmen der Konferenz besuchen. „Having diversity both in terms of ethnicity and working background is crucial for creativity and entrepreneurship ideas”. Wie erreichen wir also Diversität und Kreativität, die doch unser Wettbewerbsvorteil gegenüber der zunehmenden Technologisierung sein sollen?
Durch Kunst, das heißt künstlerische Schaffensprozesse und künstlerische Freiheit. Dieser Grundgedanke schwingt zumindest in den Gesprächen und Diskussionen zwischen den Konferenzteilnehmern mit. Hauptthema der Diskussionen sind Ansätze, Kunst in den jeweiligen universitären Kontext zu integrieren, wie es beispielsweise die Zeppelin Universität bereits vollzogen hat. Die Ansätze der Teilnehmer divergieren, mal sind es organisierte Ausstellungen und kreative Räume auf den Campi, mal Kooperationen der Universitäten mit lokalen Museen oder transdisziplinäre Kunstkurse im Curriculum. Viele der Ideen stehen noch am Anfang ihrer Realisierung und zahlreiche Fragen sind noch unbeantwortet: Welche Rahmenbedingungen ermöglichen Kreativität im akademischen Kontext? Wer ist die Zielgruppe – ausschließlich Studenten oder zusätzlich die Öffentlichkeit? Welche Rolle nehmen Wirtschaftshochschulen in der Gesellschaft ein? Alle sind sich jedoch darin einig, dass sich Kunst und Wirtschaft gegenseitig befruchten. Kommt Ihnen dieser Gedanke bekannt vor?

Der dänische Fotograf-/Konzeptkünstler und Bronnbacher Referent Martin Thaulow und die Bronnbacher Alumna Charlotte Rauth in einer Konferenzpause an der Copenhagen Business School zum Thema „Curating the Business School“
Richtig, das Bronnbacher Stipendium wird ebenfalls vorgestellt und mit großem Interesse aufgenommen. Insbesondere die Motivation zur Eigenverantwortung und Selbstreflexion durch das selbstständige künstlerische Schaffen der Stipendiaten erregt Aufmerksamkeit. Es wird bemerkt, dass hier echte Wissenschaft stattfindet – als der Dialog und Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen wie Kunst und Wirtschaft.
Auch die Rolle von Kuratoren in Wirtschaftshochschulen wird thematisiert. Was ist das Kuratieren? Wer oder was kuratiert? Wer oder was wird kuratiert? Diese Fragen werden kontrovers diskutiert. Es gibt verschiedene Meinungen und Ansätze zu diesem Thema – und vielleicht sollte es diese auch geben. Einigkeit herrscht in jedem Fall darüber vor, dass das Kuratieren als Mediation zwischen verschiedenen Gruppen wesentlich zu dem Gelingen der Kunstprogramme an Wirtschaftshochschulen beiträgt. Indem sich der Kurator exemplarisch für alle Teilnehmer*innen mit dem und in dem Programm sowie der Kunst immer wieder neu erfindet, wird dem Kuratieren die Möglichkeit zugesprochen, Entrepreneurship zu fördern: Entrepreneurship, das sich im technologischen Zeitalter selbst kontinuierlich neu erfinden muss in seiner sozialen Funktion – ein Prozess, in dem Kreativität und Diversität unentbehrlich sind. Kunstbasierte Programme an den Wirtschaftshochschulen werden daher von den Konferenzteilnehmern einheitlich als wesentliche Hinführung zu Entrepreneurship und Fortschritt angesehen, indem standardisierte Formen der akademischen Lehre aufgebrochen werden und Raum für Innovation, Selbstreflexion und Eigenverantwortung geschaffen werden ohne die gemeinschaftsbildende Werte nicht mehr erzeugt werden können. Da die Grundlage für innovatives Entrepreneurship bereits in der akademischen Ausbildung gelegt wird, können die Anregungen von kunstbasierten Programmen an Hochschulen und Universitäten langfristig in die Wirtschaft hinausgetragen und so auf gesellschaftlicher Ebene wirken – und so vielleicht zu der Beantwortung der eingangs gestellten Frage beitragen.