Mit dem Motorrad zur Stuppacher Madonna
von Victor Kurtz, 17. Jahrgang
Wie ihr wisst, steht mein Elternhaus unweit des Kloster Bronnbach. Bei unserem ersten Wochenende sprach ich beim Frühstück mit Konstantin darüber und dass ich gerne Motorrad fahre. Er empfahl mir daraufhin eine Tour, die mich an der Stuppacher Madonna und einem Riemenschneider Altar in Creglingen vorbeiführen würde. Letzte Woche bin ich dann endlich dazu gekommen. Gleich vorneweg: den Altar konnte ich leider nicht besuchen, da die Kirche schon geschlossen hatte als ich dort ankam.
cliquez pour plus d’infosDie Strecke nach Stuppach ist toll ausgebaut, führt durch Wälder und Felder und macht unheimlich Spaß zu fahren. Der Ort selbst liegt recht unscheinbar in einem Tal, jedoch wird man von den großen Landstraßen bereits auf das dortige Kunstwerk aufmerksam gemacht. Es ist die einzige Attraktion von Stuppach und zahlreiche Besucher scheinen extra dafür in das kleine Dorf zu kommen. Dafür sprechen die vielen Hinweisschilder, sowie ein Busparkplatz.
Als ich dort ankomme, ist von dem ganzen Trubel jedoch nichts zu merken. Wir befinden uns in einer Pandemie. Zwei ältere Damen besteigen die Treppen Richtung Friedhof, ansonsten ist niemand da. Die Madonna findet sich in einem kleinen Andachtsraum im vorderen Teil der Kirche. Betritt man diesen, ist man direkt im Bann des Gemäldes.

Obwohl eine mehrere Zentimeter dicke Plexiglasscheibe den unangekündigten Besucher auf eine Distanz von ca 3 Metern hält, verliert das Bild kaum Wirkung. Es ist auch etwas ungewöhnlich verglichen mit anderer religiöser Malerei. Es strahlt eine gewisse Gewaltigkeit aus, durch die fast schon babylonische Kirche und die mächtige Bergkette im Hintergrund. Die gütig dreinblickende Maria mit dem Kind im Arm, umgeben von blühenden Pflanzen, steht im starken Kontrast dazu. Der Fortschritt unserer Zivilisation und die Naturgewalt werden gleichermaßen von der Barmherzigkeit der Mutter überstrahlt. Es ist ein so versöhnliches Bild, schade dass das Jesuskind so grimassenhaft dreinblickt. Aber das sind nur meine Gedanken.

Beim Hinausgehen fällt mir die Anordnung der Sitzkissen auf den Holzbänken auf. Um den geforderten Abstand einhalten zu können, liegt lediglich in jeder zweiten Reihe ein Kissen und das jeweils abwechselnd ganz rechts und ganz links. Sicherlich ein wundersamer Anblick, wenn dort Gläubige für die Messe platzgenommen haben. Mir wird so auch wieder bewusst, weshalb ich die ganze Zeit über allein in der Kirche mit dem Kunstwerk war. Ich bin dankbar für die Stille, ohne die ständige Rotation der Touristen kann man sich schließlich viel besser konzentrieren. Vielleicht habt Ihr auch Sehenswürdigkeiten in Eurer Nähe? Jetzt ist die Zeit!
Gegenüber der Kirche arbeitet eine Frau im Garten. Auf Nachfrage, ob man denn nicht etwas näher an das Gemälde herankommt verrät sie mir, dass sie normalerweise die Führungen gibt und aktuell keine Möglichkeit dafür besteht. Wir plaudern noch etwas und ich setze meine Fahrt in Richtung Creglingen fort. Auf dem Weg dorthin verliere ich die Orientierung und verfahre mich in staubigen Feldwegen. Dies kostet mich genug Zeit, um die Öffnungszeiten der Herrgottskirche zu verpassen. Doch das ist nicht so wild, so habe ich immerhin einen Grund für eine nächste Tour.