Kurzfristig weggebrochen

Kurzfristig weggebrochen

(c) Lothar Spurzem

(c) Lothar Spurzem

Wer Skeptiker vom Sinn privater Kulturförderung überzeugen will, betont gerne die Langfristigkeit des Engagements seitens der Sponsoren. Wie kurzfristig das Engagement auch enden kann, zeigt Siemens gerade in Bayreuth. Von Benjamin Legrand





Vielleicht sind es die neuen Richtlinien für Corporate Governance, die sich die Siemens AG seit den Korruptionsskandalen auferlegt hat. Auch in Bayreuth ermittelt die Staatsanwaltschaft: wegen Untreue bei der Kartenvergabe. Vielleicht aber will sich der Konzern einfach neue Ziele bei seiner Sponsoringtätigkeit setzen. Sicher ist, dass Siemens sein Engagement bei den Bayreuther Festspielen beendet, nach nur vier Jahren. Die Meldung erschreckte viele in Bayreuth.

Seit vier Jahren hatten der Münchner Konzern gefördert, dass die Festspiele nicht nur ein überbuchtes Festival der Eliten blieb, sondern sich öffnete: mit Live-Übertragungen der Inszenierungen im Internet und Public Viewing in der Bayreuther Innenstadt. Völlig überrascht von Siemens Entscheidung, die Förderung einzustellen, lassen sich Vertreter des Stadtmarketings Bayreuth und der Gesellschaft der Festpiel-Freunde, ein weiteres wichtiges Standbein der finanziellen Förderung, in der Süddeutschen Zeitung (SZ) zitieren.

Siemens selbst beruft sich darauf, den Ausstieg „schon vor vielen Monaten mit der Festspielleitung besprochen zu haben“.

„Künstlerische Arbeit lebt von Dynamik, von Kreativität und von der Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten. Bei Unternehmen ist dies nicht viel anders. Siemens hat sich in seiner mehr als 160-jährigen Geschichte ständig verändert und weiterentwickelt. Und wir glauben, dass die Bereitschaft zur Veränderung der Schlüssel für nachhaltigen Erfolg ist“,

so zitiert die SZ Michael Friedrich von der Abteilung Corporate Communications and Government Affairs, Business and Financial Press.

Doch kann Kultur nachhaltig Erfolg haben, wenn der Schlüssel, verstanden als Impuls neue Wege zu gehen, in den Händen der Sponsoren liegt? Ist es Aufgabe eines Unternehmens, Impulsgeber für kreative  Prozesse zu sein? Ist es nicht. Vielmehr ist es Aufgabe des Kultursponsorings, Räume zu öffnen und den Rücken freizuhalten, auf dass Impulse gesetzt werden können.

Genau deshalb ist die Entscheidung Siemens ein schlechtes Signal. Nicht, dass das Unternehmens sich aus Bayreuth zurückzieht, dazu hat Siemens jedes Recht, sondern dass es dies für Beteiligte und Öffentlichkeit erst zu spät kundtut. Es ist nicht eine Frage des Geldes, sondern eine der Kommunikation gegenüber den beteiligten Partnern. Langfristiges Engagement drückt sich auch darin aus, dass ein Ausstieg langfristig angekündigt wird.

 

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