Kuboshow: Herne zieht junge Kunstszene an
Seit 16 Jahren bietet die Kunstmesse „Kuboshow“ in den Flottmann-Hallen in Herne jungen Künstlern aus ganz Deutschland eine Plattform. Auch an diesem Wochenende (22./23.10.) bot sie wieder spannende Einblicke in die junge Kunstszene. Von Sarah Meyer-Dietrich.
„I fell in love with a German man“, erklärt Ana Maria Avilès Toro auf die Frage hin, was sie nach Deutschland zog. Weil die Englischlehrerin hier keine Stelle fand, begann sie zu malen. Dass die junge Chilenin nie eine Kunsthochschule besucht hat, sieht man ihren Bildern kein bisschen an. Sonst hätten ihre Werke es wohl auch kaum auf die Kuboshow geschafft. Denn die Kunstmesse, auf der in diesem Jahr rund 90 junge Künstler ihre Arbeiten präsentierten, legt die Messlatte hoch.
Als Organisator Holger Wennrich die Kunstmesse vor 16 Jahren zum ersten Mal ausrichtete, wollte er damit den Einstieg für junge Künstler in den Kunstmarkt erleichtern. „Ich habe damals noch selbst gemalt und wusste aus eigener Erfahrung, wie schwierig es für junge Künstler war, den Markt zu erschließen“, begründet er sein Engagement.
Mittlerweile ist die Kuboshow ein Magnet für junge Künstler aus ganz Deutschland. 20 bis 25 Prozent der Künstler kommen mit ihren Arbeiten aus Berlin angereist. Interessant, wenn man bedenkt, wie oft es passiert, dass junge Künstler nach Berlin gehen, weil die Arbeitsbedingungen ihnen dort eher entgegen kommen und eine stärkere Szene vorhanden ist, der sie sich anschließen können. Andererseits bedeutet die dichte Kunstszene dort auch einen harten Wettbewerb, wenn es darum geht, die eigenen Werke auf den Markt zu bringen. Grund genug, sich für die Kuboshow in Herne zu bewerben und dort die Kundschaft aus dem Ruhrgebiet zu erschließen.
Bis heute kuratiert und finanziert Holger Wennrich, hauptamtlich Geschäftsführer des Herner Stadtmarketings, die Messe selbst. Zwar malt er nicht mehr, die Liebe zur Kunst ist aber geblieben. Eigene Bilder auf der Kuboshow ausstellen würde er ohnehin nicht. „Ich will den Künstlern ja nicht zumuten, mit Laien gemeinsam auszustellen“, schmunzelt er. Die Maßstäbe, nach denen er die Künstler aussucht, sind hoch. Nur etwa 25 der sich jährlich bewerbenden 150 bis 200 Künstlern wählt er für die Messe aus. Die anderen akquiriert er selbst: direkt an Kunsthochschulen oder aus dem Pool der Künstler, die bereits in vergangenen Jahren auf der Kuboshow vertreten waren.
Auch wenn Holger Wennrich die Kuboshow allein durch sein privates Engagement betreibt, leistet er damit dem Stadtmarketing gute Dienste. Denn die Kunstmesse zieht Besucher aus dem ganzen Ruhrgebiet an. Der Name „Kuboshow“ ist nicht nur der jungen Kunstszene ein Begriff. Ein Markt für Kunst ist in der Region durchaus vorhanden, weiß Wennrich. Was das Angebot betrifft, hat das Ruhrgebiet jedoch einiges nachzuholen. Die Kuboshow ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Die Vorliebe des Kunstsammlers Wennrich für gegenständliche Kunst bildet den roten Faden bei der Auswahl von Künstlern und Werken und erklärt die Fülle fotorealistischer Arbeiten. Fotorealismus mit Bezug zur digitalen Technik ist zum Beispiel Thema der Arbeiten von Judith Dirks. „Ich hoffe, bald allein von meiner Kunst leben zu können”, sagt die Absolventin der Freien Kunstakademie Essen. Die Messe kann dabei helfen. Denn obwohl sich der Kunstmarkt verändert hat, ist der Einstieg für junge Künstler noch immer nicht leicht.
Dabei gilt es, finanziell zu überleben, ohne den eigenen künstlerischen Anspruch aufs Spiel zu setzen. „Ich fühle mich manchmal hin- und hergerissen zwischen finanziellen Bedürfnissen und dem Anspruch mich weiterzuentwickeln“, berichtet Frederic Roos, von dem ebenfalls Arbeiten auf der Kuboshow zu sehen und zu erwerben waren. Die Verlockung ist da, in einer bestimmten Art und Weise weiter zu ‚produzieren’, wenn man merkt, dass ein Stil gut ankommt. Aber letztlich siegt der künstlerische Anspruch, der Wunsch danach, sich künstlerisch weiter zu entwickeln. Denn genau dieser Wunsch ist es ja, der überhaupt dazu bewegt, eine Laufbahn als Künstler einzuschlagen und sich dem Kunstmarkt zu stellen.