Atelierbesuch bei Filip Antonijevic

Atelierbesuch bei Filip Antonijevic

von Denise Solmaz

7. Jahrgang / Bronnbacher_Blick art@home

Denise

Diese beiden Gemälde des Mannheimer Künstlers Filip Antonijevic (www.antonijevic.de) hängen in meinem Wohnzimmer – für mich ein ganz besonderes Geschenk von meinen besten Freunden zum Geburtstag.

Daraufhin besuchte ich Filip im März in seinem Atelier, ein mehrstöckiges, leerstehendes Haus im Industriegebiet in Mannheim Käfertal, bei gefühlt sibirischen Temperaturen. Mit einer Tasse Pulverkaffee, eingepackt in unsere Winterjacken, schritten wir den Betonraum ab und betrachteten die meterhohen Bilder. Filip sprach ganz offen mit mir darüber, was es für ihn als jungen Künstler bedeutet Sichtbarkeit zu erzeugen, seine künstlerische Identität zu schärfen und Marke zu werden. Marke auf einem Markt zu werden, der sich kapitalistisch nach dem Prinzip der Verfügbarkeit ordnet wie kein anderer. Wir sprachen darüber, dass er Häuser malt, die er im Traum sieht. Bilder seiner Flucht vor dem Krieg, Bilder seines Lebens vor seiner Flucht. Wir öffneten die Flasche Aldi-Wein, die wir im Kühlschrank gefunden hatten. Wir sprachen über sein Leben hier in Deutschland, davon zu Hause zu sein – und darüber, dass er mehr ist als ein Maler, der Krieg erlebt hat; genau das nicht zur eigenen Marke machen zu wollen, auch wenn es einen Katzensprung zur Sichtbarkeit bedeutet. Er berichtete mir, dass die Schwierigkeit darin liegt Anschlussfähigkeit zu generieren – zwischen dem alten, neuen, alten Leben. Wir sprachen darüber, was für uns nationale und kulturelle Identität bedeutet, was künstlerische Identität.

Filip ist auf der Suche; eine Suche, die wir alle kennen. Seine Bilder erinnern mich genau daran – an seine Suche, meine eigene Suche, an dieses herrliche Gespräch über das Sein und Werden und Gewesen-sein. Sie erinnern mich daran, dass Kunst nicht im Moment des Verstehens wird, dass ein Gemälde sich nicht im Verstehen manifestiert, sondern vielmehr Zeuge und Dokumentation unserer Suche ist.

 

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